Stellungnahme des Naturhistorischen Museums Wien zur laufenden Diskussion über die Tötung von Fischottern in Niederösterreich

02. März 2017
„Fischotter sind ein wichtiger Teil naturnaher Fließgewässer und in Österreich streng geschützt.“ Das NHM Wien schließt sich der Petition „Nein zum Fischottermord“ des WWF an.
Das Naturhistorische Museum Wien ist eine der größten außeruniversitären Forschungsinstitutionen Österreichs auf den Gebieten der Erd-, Bio- und Humanwissenschaften. Damit ist das Museum wichtiges Kompetenzzentrum für öffentliche Fragen so auch zu den Themen Artenschutz und Artensterben. Zuletzt wurde dieses brandaktuelle Thema in der vielgelobten Ausstellung „Das Geschäft mit dem Tod. Das letzte Artensterben?“ gemeinsam mit dem WWF der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

In der aktuellen Diskussion um die vom Land Niederösterreich beschlossene Tötung von Fischottern wurde nun in einem österreichischen Medium auf die Studie mit dem Titel „Erhebung des Fischotterbestandes in ausgewählten Fließgewässern Niederösterreichs mittels nicht-invasiver genetischer Methoden“ (Sittenthaler, Haring & Parz-Gollner, 2016), durchgeführt an der Universität für Bodenkultur Wien und am Naturhistorische Museum Wien, wiederholt Bezug genommen.
In verschiedenen Zeitungsartikeln wird die Studie mit Aussagen und Schlussfolgerungen in Zusammenhang gebracht, die nicht Gegenstand der Untersuchung waren und die Interpretation der Studienergebnisse nicht korrekt widerspiegeln.

Die Studie hatte ausschließlich zum Ziel, Fischotterbestände an ausgewählten Fließgewässern zu erfassen, um eine solide Datengrundlage für weiterführende Untersuchungen zu schaffen. Der Einfluss des Fischotters auf Fisch-, Krebs- und Muschelbestände war somit nicht Gegenstand des Projektes, ebenso wenig eine Beurteilung des Einflusses des Fischotters auf Fischbestände – weder in die eine, noch in die andere Richtung.

Obwohl die Studie online frei zugänglich ist, macht es den Anschein, als hätte der Autor der Medienberichte nicht einmal die Kurzzusammenfassung des Projektberichtes gelesen. Andernfalls müsste wohl davon ausgegangen werden, dass er die falsche Darstellung der Studienergebnisse ganz bewusst und manipulativ vorgenommen hat und sich an der einwandfreien Reputation der Autorinnen bzw. der wissenschaftlichen Einrichtungen, an denen die Untersuchung durchgeführt wurde, bedient hat. Diese Art des unseriösen Journalismus schädigt den Ruf der Autorinnen bzw. deren Institutionen.
„Das NHM Wien und die beteiligten Wissenschafterinnen des NHM Wien distanzieren sich hiermit klar von solchen Artikeln und den darin gemachten Aussagen“, so Generaldirektor Christian Köberl. Und weiter: „Fischotter sind ein wichtiger Teil naturnaher Fließgewässer und in Österreich streng geschützt. In ganz Europa genießt der Fischotter gemäß der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie größtmöglichen Schutz. Das NHM Wien schließt sich der Petition des WWF, des Naturschutzbund Österreich, von Vier Pfoten und zahlreichen anderen Natur- und Tierschutzorganisationen: „Nein zum Fischottermord“ an.

Siehe dazu:
http://www.wwf.at/fischotter-petition

Studie des NHM Wien und der BOKU:
http://www.noe-lfv.at/download/wissenschaft/Studie_Fischotterbestand_Niederoesterreich_Endbericht_Feb2016.pdf
Fischotter
© WWF-Canon, Sanchez  Lope
  
Online-Tickets