Urgeschichte

Gemäß der Grundidee des Naturhistorischen Museums Wien zeigt auch die Prähistorische Abteilung Evolution: Anhand von beeindruckenden Originalfunden werden die bedeutendsten kulturellen Entwicklungen und Errungenschaften der frühen Menschheitsgeschichte dargestellt – von der Eiszeit vor ca. 100.000 Jahren bis zum Ende des Frühmittelalters (996 n. Chr.), als Österreich in der „Ostarrichi“-Urkunde erstmals namentlich erwähnt wurde. Besonders reichhaltig sind die Sammlungsbestände aus dem Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Gestaltung

Nach über 40 Jahren wurde die Prähistorische Schausammlung komplett renoviert. Seit Ende 2015 präsentieren sich die Säle 11 – 13 nicht nur in neuem Glanz, sondern beeindrucken auch mit einer sowohl technisch als auch didaktisch topmodernen Ausstellung. Zusätzlich wurden zwei „Kabinette“ adaptiert, um einerseits die berühmten paläolithischen Venusfiguren in angemessenem Rahmen zu präsentieren, und andererseits die Fülle der faszinierenden Gold- und Silberschätze erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen.

Der Zugang zu den ausgestellten Exponaten erfolgt auf drei Ebenen: In den „Zitatvitrinen“ an der Fensterseite wird anhand ausgewählter Gegenstände eine Grundinformation über die großen Kulturepochen gegeben. An den gegenüberliegenden Wänden werden die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Prähistorischen Abteilung präsentiert. Den zentralen Bereich der Schausäle beherrschen die renovierten historischen Vitrinen, in denen eine Fülle einzigartiger Sammlungsobjekte gezeigt und in historischen Zusammenhang gebracht wird. Während die Säle 11 und 13 nach chronologischen Gesichtspunkten gestaltet sind, ist der Saal 12 als Themensaal ausschließlich dem Fundort Hallstatt (OÖ) gewidmet.



Goldkabinett

Spektakuläre Goldfunde, die teilweise über 100 Jahre im Tresor ruhten, werden im Goldkabinett in edlem Rahmen präsentiert. Gezeigt werden Pretiosen aus mehreren Jahrtausenden, darunter die 6.000 Jahre alten Goldscheiben von Stollhof, die zweitältesten Goldobjekte der Welt, die nicht nur als Schmuckstücke beeindrucken, sondern auch die frühe Nutzung von Bodenschätzen dokumentieren. Die Patenschaft für die Goldscheiben von Stollhof hat die WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG übernommen. 
Auch die Goldfunde von Rothengrub und Michalkow sind zum ersten Mal im Original zu sehen. Mit dem Schatzfund vom Arikogel am Hallstätter See besitzt das NHM Wien außerdem einen der bedeutendsten Funde der Späten Bronzezeit in Österreich. Jüngst hinzugekommen ist der 3.100 Jahre alte Schatz von Ebreichsdorf, eine Schenkung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).



Venuskabinett

Das Venuskabinett ist der berühmten, 29.500 Jahre alten Venus von Willendorf und der 36.000 Jahre alten „Fanny“-Statuette von Stratzing gewidmet. Um die Aura der beiden frühen Kunstwerke möglichst optimal zur Geltung zu bringen, sind die beiden Venusfiguren die einzigen Exponate in diesem Raum. Das Venuskabinett ist in dunkles, sattes Rot getaucht, was an den Rötel erinnern soll, mit dem die Venus von Willendorf ursprünglich bedeckt war. In einer Wandnische gibt eine Animation Einblick in die eiszeitliche Welt vor fast 30.000 Jahren, zur Entstehungszeit der Venus von Willendorf, und in die klimatischen und landschaftlichen Veränderungen, die sich seither vollzogen haben.







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Saal 11

Die ältesten Perioden der Urgeschichte, die Altsteinzeit, die Jungsteinzeit und die beginnende Bronzezeit sind Thema von Saal 11. Die Highlights aus den reichen Beständen der Prähistorischen Sammlung – Steinwerkzeuge, Elfenbeinperlen, Tongefäße u.v.m. – dominieren in den zentralen Vitrinen. Die „Zitatvitrinen“ an der Fensterseite bieten vertiefende Informationen, und Hands-on-Stationen laden zum Begreifen im wahrsten Sinn des Wortes ein.

Daneben bietet sich Gelegenheit zu einem virtuellen Besuch mehrerer paläolithischer Höhlen mit ihren fantastischen Malereien. Ein großes Display entführt auf eine virtuelle Reise in die einzigartige Welt der steinzeitlichen Pfahlbauten, die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe zählen. Neueste Funde aus Grub an der March, wo die Archäologinnen und Archäologen des NHM nach 30.000 Jahre alten Siedlunsgresten graben, und aus Brunn am Gebirge, wo bereits vor 7.650 Jahren Landwirtschaft betrieben wurde, vermitteln einen Einblick in die spannende Forschungstätigkeit der Prähistorischen Abteilung.

Saal 12

Saal 12 ist ausschließlich dem Salzbergtal bei Hallstatt (OÖ) gewidmet. Seit 7.000 Jahren bauen Menschen in diesem abgelegenen Hochtal in den österreichischen Alpen Salz ab, und seit Generationen erforschen Wissenschafterinnen und Wissenschafter des NHM das prähistorische Bergwerk und Gräberfeld. Hallstatt ist das älteste Salzbergwerk der Welt und Österreichs bedeutendster archäologischer Fundort. Bereits in der Steinzeit wurde auf dem Salzberg Salz gewonnen –  wahrscheinlich aus Solequellen. Diese frühen Versuche, an das kostbare „weiße Gold“ zu gelangen, werden ebenso thematisiert wie die großen Salzbetriebe in der Bronzezeit und in der Eisenzeit sowie die industrielle Salzgewinnung im 21. Jahrhundert.

Bereits für die Mittlere Bronzezeit um 1550 v. Chr. ist im Berg ein florierender Salzabbau nachgewiesen. Einen weiteren wirtschaftlichen Höhepunkt erreichte das Bergwerk während der Älteren Eisenzeit. Die einzigartigen, Jahrtausende alten Funde wie Tragsäcke aus der Bronzezeit, die älteste erhaltene Holzstiege Europas, Stoffreste, Werkzeuge, Leuchtspäne etc. werden in Filmen und Animationen auf spannende Weise erklärt.

Ein 3D-Geländemodell veranschaulicht die wechselvolle Geschichte des Bergbaus im Hallstätter Hochtal. Dieses Tal über dem Hallstätter See war in der Urgeschichte Arbeits- und Lebensraum der Bergleute und ihrer Familien. Nach den sensationellen Funden aus dem Gräberfeld von Hallstatt erhielt die Epoche der Älteren Eisenzeit Mitteleuropas (8. bis 4. Jh. v. Chr.) den Namen „Hallstattkultur“.

Saal 13

Saal 13 nimmt die chronologische Präsentation der Sammlungsfunde wieder auf und informiert über die Entwicklung Mitteleuropas in der Späten Bronzezeit und in der Eisenzeit sowie über das erste nachchristliche Jahrtausend. Zu den Highlights zählen die spätbronzezeitlichen Pferdetrensen aus Stillfried und die Kegelhalsgefäße aus Sopron. Unter den Funden aus der Býčí skála Höhle faszinieren besonders die berühmte Stierstatuette und das Modell des Kultwagens.

Aus der Eisenzeit werden unter anderem herausragende Objekte der Situlenkunst gezeigt, etwa die Situla von Kuffern mit zahlreichen Bilderszenen, die die Sitten und Bräuche der aristokratischen Gesellschaft im ostalpinen Raum darstellen. Mittels Animation wird versucht, die Botschaft dieser Bildersprache anschaulich zu erklären. Unter den frühgeschichtlichen Objekten zeugen vor allem die gotischen und langobardischen Grabfunde, z. B. die Pferdezaumzeuge aus Hauskirchen, von ungeheurem Reichtum.

Ein Großbildschirm ermöglicht eine interaktive Zeitreise von der Bronzezeit über die Gründung Roms bis zur Babenbergerzeit, dem Ende des Frühmittelalters in Österreich. Auch in diesem Schausaal werden neue wissenschaftliche Forschungen präsentiert: Außergewöhnliche Funde und Befunde aus der keltischen Siedlung in Roseldorf (NÖ) und aus der frühmittelalterlichen Siedlung in Brunn am Gebirge (NÖ) geben Einblick in die Arbeit der Prähistorikerinnen und Prähistoriker am NHM und vermitteln aktuellste Forschungsergebnisse und Erkenntnisse.



Ausgewählte Objekte

Kupferdepot, Der 1864 entdeckte Depotfund ist einer der bedeutendsten jungneolithischen Funde Österreichs. Heute sind sechs große Bril-lenspiralen, zwei Flachbeile, zwei Armspi-ralen, ein eberzahnförmiges Zierblech und neun Spiralröllchen aus reinem Kupfer sowie zwei Goldscheiben erhalten. Die Goldscheiben sind mit je drei getriebenen Buckeln verziert. Am Rand befinden sich drei konzentrische Reihen getriebener Punkte. An den paarweise durchgeschlagenen Löchern dürfte man einen Faden durchgezogen haben.
Kupferdepot, Der 1864 entdeckte Depotfund ist einer der bedeutendsten jungneolithischen Funde Österreichs. Heute sind sechs große Bril-lenspiralen, zwei Flachbeile, zwei Armspi-ralen, ein eberzahnförmiges Zierblech und neun Spiralröllchen aus reinem Kupfer sowie zwei Goldscheiben erhalten. Die Goldscheiben sind mit je drei getriebenen Buckeln verziert. Am Rand befinden sich drei konzentrische Reihen getriebener Punkte. An den paarweise durchgeschlagenen Löchern dürfte man einen Faden durchgezogen haben.
Gefäße aus Ton, Die Keramik stammt aus einer frühen jungsteinzeilichen Siedlung von Brunn am Gebirge, der bisher ältesten bäuerlichen Siedlung in Österreich. Bei der Ausgrabung der Grundrisse von mehr als 45 Langhäusern konnte zahlreiche Keramik gefunden werden. Nur wenige Gefässe waren so komplett rekonstruierbar wie die hier gezeigten. Daneben konnten aber auch Silices, die als Steinwerkzeuge in Form von Klingen, Kratzern und Schabern vielseitig eingesetzt wurden, entdeckt werden.
Gefäße aus Ton, Die Keramik stammt aus einer frühen jungsteinzeilichen Siedlung von Brunn am Gebirge, der bisher ältesten bäuerlichen Siedlung in Österreich. Bei der Ausgrabung der Grundrisse von mehr als 45 Langhäusern konnte zahlreiche Keramik gefunden werden. Nur wenige Gefässe waren so komplett rekonstruierbar wie die hier gezeigten. Daneben konnten aber auch Silices, die als Steinwerkzeuge in Form von Klingen, Kratzern und Schabern vielseitig eingesetzt wurden, entdeckt werden.
Gorodnica, Im Jahr 1895 fand ein Bauer beim Ausheben einer Grube ein bemaltes Gefäß, in dem sich mehrere Kupfergegenstände befanden. Das Gefäß enthielt eine Hammeraxt, ein Beil, einen kleinen Dolch, ein Diadem und 39 Perlen. Die sehr sorgfältig geglättete Axt von Gorodnica dürfte als Streitaxt verwendet worden sein. Vergleichbare Äxte sind aus Transsilvanien und Ostungarn bekannt. Auch der Dolch ähnelt manchen ostungarischen Funden. Das Diadem hingegen weist auf Kontakte mit dem Osten, der Ägäis, hin, wo es ähnliche Stücke etwa in Troja II aus Gold- oder Silberblech gibt.
Gorodnica, Im Jahr 1895 fand ein Bauer beim Ausheben einer Grube ein bemaltes Gefäß, in dem sich mehrere Kupfergegenstände befanden. Das Gefäß enthielt eine Hammeraxt, ein Beil, einen kleinen Dolch, ein Diadem und 39 Perlen. Die sehr sorgfältig geglättete Axt von Gorodnica dürfte als Streitaxt verwendet worden sein. Vergleichbare Äxte sind aus Transsilvanien und Ostungarn bekannt. Auch der Dolch ähnelt manchen ostungarischen Funden. Das Diadem hingegen weist auf Kontakte mit dem Osten, der Ägäis, hin, wo es ähnliche Stücke etwa in Troja II aus Gold- oder Silberblech gibt.
Stierfigur, Diese Bronzeplastik ist nur ein Stück eines großen Fundensembles aus der Höhle des Mährischen Karstes. Obwohl anatomisch nicht ganz exakt modelliert, stellt diese Figur in Bronzeguss eines der schönsten Objekte hallstattzeitlicher Kunst dar. Auf der Stirn, der Schulter und entlang der Rückenlinie sind Reste von Eiseneinlagen erkennbar, der Schweif aus organischem Material ist nicht erhalten geblieben. Leere Augenhöhlen lassen eine ursprüngliche Gestaltung mit organischem Material oder Mineralien (Edelsteine?) vermuten.
Stierfigur, Diese Bronzeplastik ist nur ein Stück eines großen Fundensembles aus der Höhle des Mährischen Karstes. Obwohl anatomisch nicht ganz exakt modelliert, stellt diese Figur in Bronzeguss eines der schönsten Objekte hallstattzeitlicher Kunst dar. Auf der Stirn, der Schulter und entlang der Rückenlinie sind Reste von Eiseneinlagen erkennbar, der Schweif aus organischem Material ist nicht erhalten geblieben. Leere Augenhöhlen lassen eine ursprüngliche Gestaltung mit organischem Material oder Mineralien (Edelsteine?) vermuten.
Schöpfgefäß, Das Schöpfgefäß ist aus Bronze angefertigt und zeigt einen gedrücktkugeligen Gefäßkörper, der obere Rand des Gefäßes ist mit sehr fein eingravierten geometrischen Ziermustern versehen. Der Griff setzt sich aus zwei Rinderfiguren zusammen, wobei ein kleineres Rind einer Kuh folgt. Das vordere, größere Rind steht mit den Vorderbeinen auf einer Stütze, die im Inneren des Gefäßes verankert ist. Der Durchmesser beträgt ca. 30 cm.
Schöpfgefäß, Das Schöpfgefäß ist aus Bronze angefertigt und zeigt einen gedrücktkugeligen Gefäßkörper, der obere Rand des Gefäßes ist mit sehr fein eingravierten geometrischen Ziermustern versehen. Der Griff setzt sich aus zwei Rinderfiguren zusammen, wobei ein kleineres Rind einer Kuh folgt. Das vordere, größere Rind steht mit den Vorderbeinen auf einer Stütze, die im Inneren des Gefäßes verankert ist. Der Durchmesser beträgt ca. 30 cm.
  
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