Sammlungen


Die Anthropologische Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien zählt mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Sammlungen zu den bedeutendsten dieser Art weltweit. Seit der Gründung einer Anthropologisch-ethnographischen Abteilung am k.u.k. Naturhistorischen Hofmuseum im Jahre 1876 ist der Gesamtsammlungsbestand auf etwa 60.000 Objekte angewachsen (u.a. menschliche Skelettreste aus (prä)historischer Zeit, Fotos und Röntgen, Abgüsse und Moulagen, metrisch/morphologische Befunde).

Die wissenschaftlichen Sammlungen, ebenso wie die umfangreiche, sehr bedeutende Fachbibliothek, werden von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen kuratorisch betreut. Die Forschungstätigkeit an einem Naturkundemuseum ist - den ursprünglichen Intentionen gemäß - an die etablierten wissenschaftlichen Sammlungen geknüpft. Insbesondere die Osteologische Sammlung, mit ihrem reichen, u.a. aus Ankäufen, Schenkungen und aus archäologischen Grabungen akquirierten Bestand, ist für viele, ganz unterschiedliche Fragestellungen der (prä)historischen Anthropologie und Paläoanthropologie hervorragend geeignet.

Wesentliches Anliegen der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen ist die Analyse der kausalen Mechanismen der menschlichen Bevölkerungsentwicklung, sowie die Erfassung von Mensch/Umwelt-Beziehungen in (prä)historischer Zeit, wobei morphologische, histologische, radiologische und archäometrische Methoden zum Einsatz gelangen. Letztere ermöglichen z.B. die Rekonstruktion von Ernährungsbedingungen über die Ermittlung von stabilen C-, N- und O-Isotopen in mineralischen und organischen Geweben, die Rekonstruktion von Migration über das Sr-Isotopenverhältnis im Knochen und Zahnschmelz, sowie die Schwermetallexposition über die Spurenelementanalytik.

Auch aDNA-Analysen gelangen als methodischer „Neuzugang zu alten Fragen" beispielsweise für die Geschlechtsbestimmung Subadulter oder die Analyse von Verwandtschaftsbeziehungen in einer prähistorischen Bevölkerungsstichprobe zum Einsatz. Fragen zur jüngeren Hominidenevolution (Transition H. neanderthalensis/H. sapiens) sowie zur Funktionsmorphologie bilden einen weiteren Forschungsschwerpunkt an der Abteilung, ebenso Fragen der Fachentwicklung, insbesondere die kritische Analyse der jüngeren Fachgeschichte, und der allgemeinen Museologie.
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