Siegfried Reissek - "Flora der Donauauen"


Im Archiv für Wissenschaftsgeschichte befindet sich das von Siegfried Reissek um 1860 verfasste handschriftliche Manuskript "Flora der Donau-Auen bei Wien" [Verzeichniss der Gefässpflanzen, welche auf der Strecke zwischen Klosterneuburg und der Lobau auf den Inseln wachsen], das als das bedeutendste naturhistorische Dokument zur Flora und Vegetation der Donauauen vor der großen Donauregulierung gilt. Das Manuskript liegt nun digitalisiert und transkribiert für Interessent*innen im Anschluss an diesen Text vor.
 
Die Donauregulierung im ausgehenden 19. Jahrhundert hat durch Befestigung des Flussbettes und weitere Maßnahmen zu einer erheblichen Einschränkung der Hochwasserdynamik geführt, die auch wesentliche Veränderungen der Pflanzenwelt mit sich brachte.
 
Der viele Jahre hindurch als Botaniker am Wiener Naturhistorischen Museums tätige Siegfried Reissek (1819-1871) hinterließ ein etwa 600 Seiten starkes, bisher ungedrucktes und um 1860 verfasstes Manuskript, das die Flora der Donauauen zwischen Wolfsthal und Dürnstein/Rossatz in einzigartiger Weise dokumentiert.  Sein Inventar von rund 900 Arten behandelt nahezu ein Drittel der österreichischen Flora und kann damit als vollständig angesehen werden.
 
Besonders berücksichtigte Reissek die Sukzessionsabläufe in der Vegetation, wobei er vor allem Pionierarten umfangreichere Angaben widmete. Die Anordnung der Arten folgt jener der Florenwerke von August Neilreich für Wien und Niederösterreich (1846 1851, 1857-59), wobei er den Raum von Wien besonders detailliert behandelte.
 
Größte Bedeutung erhält das Werk durch eingehende Beschreibungen der Lebensweise, Bestandsentwicklung und Vergesellschaftung der Arten, womit er zu einem Vorläufer der modernen Pflanzensoziologie wurde. Ergänzend wurden auch kurze Verbreitungsangaben der Arten von den Donauauen Bayerns im Westen, bis Budapest im Osten eingefügt.
 
Als einzigartige Quelle ermöglicht das im Archiv des Naturhistorischen Museums aufbewahrte Werk das Ausmaß der Veränderungen der Vegetation in der Vergangenheit einzuschätzen und Prognosen für die Zukunft zu erstellen.  

Projekt:

Finanzierung: Naturhistorisches Museum Wien
                         Nationalpark Donau-Auen GmbH
Projektlaufzeit: 2015-2018
Ziel:  - Digitalisierung des originalen handschriftlichen Manuskripts von S. Reissek für die
           Quellenbearbeitung und Veröffentlichung
  • Vollständige Transkription (die bereits bestehende Transkription in ergänzter bzw. korrigierter Fassung) 
  • Erste floristische und vegetationskundliche Kommentierungen des Manuskripts aus heutiger Sicht.
  • Ein biografischer Beitrag zu Siegfried Reissek.
 
Die Gesamtbetreuung der Arbeiten: Prof.Mag.Dr. C. Riedl-Dorn am NHM, insbesondere die textkritische Herausgabe.
Die floristisch-vegetationskundliche Betreuung: Dr. L. Schratt-.Ehrendorfer.am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin:  Mag.Dr. D. Lindbaum
Transkription des Manuskripts: Doris Lindbaum, Christa Riedl-Dorn, Luise Schratt-Ehrendorfer, Stefan Vetter.
Digitalisierung: Doris Lindbaum, Mario-Dominik Riedl.

Veröffentlichte Kommentierung des Manuskripts:
Doris Rotter [Lindbaum], Christa Riedl-Dorn, Karoline Zsak und Luise Schratt-Ehrendorfer, Die Typha-Arten der Donauauen Wiens und Niederösterreichs vor und nach der Donauregulierung: Eine Vorschau auf die wissenschaftliche Gesamtbearbeitung des Manuskripts von Siegfried Reissek (circa 1860), In Neilreichia 9 (Wien, 2018) 161 - 176

Aufgrund der Größe kann der Download der Transkription (PDF) etwas länger dauern!!!
 
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