Verlust der Nacht: Zuviel Licht über Wien

16. Februar 2017
Über Millionenstädten liegen Licht-Glocken. Für die Stadt Wien sind die Ursachen jetzt erfasst: In einem einzigartigen Helikopter-Nachtflug konnten die hellsten Lichter Wiens und damit die Quellen der Lichtflut in einer Kooperation von Naturhistorischem Museum Wien und dem Verein Kuffner-Sternwarte weltweit erstmals vermessen werden. (inkl. Video zum Download)
Die Stadt Wien, vertreten durch die MA 33 „Wien leuchtet“, hat die nächtliche Befliegung zur Qualitätssicherung der neuen und modernen Stadtbeleuchtung vorangetrieben und unterstützt. Wien ist damit die erste Stadt der Welt mit einer vollständig gemessenen Licht-Bilanz. Dies ermöglicht eine Ursachen-orientierte Abwägung von Nutz-Licht und Ab-Licht.

Lichtverschmutzung ist jenes künstlich freigesetzte Licht, das die nächtliche Umwelt oft unnötig aufhellt und den biologisch wertvollen Tag-Nacht-Rhythmus von Menschen und anderen Organismen stört. Lichtsmog erkennt man daran, dass man selbst am klaren Nachthimmel immer weniger Sterne sieht. Verursacher dieser relativ neuen Form der Umweltverschmutzung sind Gebäude- und Fassadenstrahler, die den Himmel aufhellen und Zugvögel von ihren Routen abbringen können, Kugelleuchten, die nach allen Richtungen strahlen und Nachtfalter anlocken sowie Beleuchtung zu kommerziellen Zwecken, die die ganze Nacht – auch nach Geschäftsschluss – eingeschaltet sind und viel Energie verschwenden.

In Slowenien und Frankreich wurden bereits Gesetze erlassen, die die Werbe- und Fassadenbeleuchtung zeitlich reglementieren. Moderne Beleuchtungssysteme vermeiden Blendungen und Dimmungen sparen Energie ein und verringern die CO2-Emmission.

Die UNESCO veröffentlichte bereits 2007 gemeinsam mit anderen Organisationen die La Palma Declaration of the Night Sky and the Right to Starlight, die ÖAW misst dem „Recht auf Sternlicht“ besondere Bedeutung bei. Sie hat deshalb 2015 einer Resolution der ÖAW-Kommission für Astronomie zugestimmt, in der die Erhaltung des Sternenlichts und der intakten nächtlichen Lebensräume für Mensch und Natur, als Erbe der Menschheit, gefordert wird.

2016 wurden mit dem Helikopter-Nachtflug die Probleme erfasst, 2017 wollen wir gemeinsam handeln: Expertinnen und Experten werden im Pressegespräch die Implikationen der Lichtverschmutzung aus verschiedenen Sichtweisen beleuchten und Lösungsansätze sowie eine Maßnahmenserie vorstellen.

Unter folgendem Link finden Sie eine Video-Aufnahme des Helikopterflugs:
http://www.kuffner-sternwarte.at/2017/Messflug.mpg
(© Michael Jensen, kuffner-sternwarte.at, Film zur honorarfreien Verwendung, schneiden erlaubt)
Lichtverschmutzung über Wien. Sicht auf den Stephansdom.
© kuffner-sternwarte.at
Wiener Lichtglocke von Großmugl aus.
© M. Reithofer, kuffner-sternwarte.at
Stephansdom. Strahler und Leuchten.
© Fiala, kuffner-sternwarte.at
Lichtglocke über Wien im Spätsommer 2016 vom Gipfel des Dürrensteins (über 100 km vom Zentrum)
© kuffner-sternwarte.at
Lichtverschmutzung über Wien. Sicht auf den Stephansdom.
© kuffner-sternwarte.at
Lichtverschmutzung über Wien. Sicht auf den Stephansdom.
© kuffner-sternwarte.at
Die Wiener Staatsoper um 01:40 Uhr
© kuffner-sternwarte.at
Lichtverschmutzung über Wien.
© kuffner-sternwarte.at
Lichtglocke über Wien von der Kuffner-Sternwarte (6km vom Stadtzentrum)
© kuffner-sternwarte.at
Lichtverschmutzung über Wien. Sicht auf den Stephansdom.
© kuffner-sternwarte.at
Blaumeise
© M. Dvorak
Sommergoldhähnchen
© Birdlife, T. Buchner
Kranichformation
© Birdlife
(© Michael Jensen, kuffner-sternwarte.at, Film zur honorarfreien Verwendung, schneiden erlaubt)
  
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