Neues Citizen Science-Projekt: potenzielle Impaktkrater von zu Hause aus entdecken

08. Mai 2020
Mit dem dritten Teil des wissenschaftlichen Projekts „Vigie-Ciel“ mit Bürger*innenbeteiligung - „Vigie-Cratère“ - können sich Interessierte von zu Hause aus auf die Suche nach neuen Impaktkratern machen. Über eine Plattform kann so die Welt der Impaktkrater entdeckt und Wissenschafter*innen geholfen werden, die Geschichte der Kollisionen extraterrestrischer Objekte mit der Erde besser zu rekonstruieren.
Obwohl die Erde seit Beginn ihrer langen Geschichte nahezu gleichmäßig mit Meteoriten und anderen extraterrestrischen Objekten bombardiert wurde, ist die geografische Lage bekannter Impaktkrater auf den verschiedenen Kontinenten ungleichmäßig verteilt. Von den rund 200 bekannten Impaktkratern auf der Erde befinden sich mehr als die Hälfte in Europa und Nordamerika. Wahrscheinlich wurde die Mehrzahl der Krater mit einem Durchmesser von mehr als 6 km bereits entdeckt, aber dutzende Krater mit einem Durchmesser zwischen 1 und 6 km und einige hunderte Krater mit einem Durchmesser von weniger als 1 km könnten noch entdeckt werden.
 
Mehrere Wissenschafter*innen und Hobbyforscher*innen haben in den letzten Jahren anhand von Satellitenbildern potenzielle Impaktkrater identifiziert. Dafür gibt es bereits mehrere Datenbanken. Um all diese Strukturen untersuchen zu können, müssen umfangreiche Feldforschungskampagnen organisiert werden. Das Projekt „Vigie-Cratère“ bietet Bürger*innen die Möglichkeit, selbst auf Kratersuche zu gehen, dank eines neuen Suchvorgangs, der auf topografischen Daten basiert: dem sogenannten „schattierten Relief“. Dieses zeigt kreisförmige Vertiefungen, die auf normalen Satellitenbildern nicht sichtbar sind.
 
„Vigie-Cratère“ ist Teil des „Vigie-Ciel“-Programms, das vom Naturhistorischen Museum Paris in Zusammenarbeit mit der Universität Paris-Saclay, dem IRD, dem Pariser Observatorium, Universcience, der Universität Grenoble Alpes, dem Pythéas-Institut, dem Naturhistorischen Museum Wien und dem CNRS getragen wird. Am NHM Wien koordiniert Dr. Ludovic Ferrière, Kurator der Meteoriten- und Impaktit-Sammlungen, dieses Citizen Science-Projekt.
Das Programm wurde aus Mitteln des Fonds „Investissements d’avenir“ im Rahmen des Projekts „65 millions d’observateurs“ finanziert.
 
 
Mitmachen, austauschen, zusammenarbeiten
 
Über „Vigie-Cratère“ können nun Privatpersonen Satellitenbilder und topografische Daten vergleichen und damit mögliche Impaktkrater identifizieren. Auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die örtlichen Strukturen der Krater können durch dieses Citizen Science-Projekt erweitert werden: Personen, die in der Nähe einer solchen bestimmten Landschaftsform wohnen, können zum Beispiel Fotos hochladen und den Bereich beschreiben. Die Plattform bietet auch die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmer*innen auszutauschen und die gesammelten Daten und die vorläufigen Ergebnisse zu diskutieren.
 
Diese Daten werden für zukünftige wissenschaftliche Feldexpeditionen von großem Nutzen sein. Alle Daten sind öffentlich und stehen allen Forscher*innen zur Verfügung, die die identifizierten Strukturen untersuchen und Forschungsprogramme entwickeln möchten. Auf Basis der Zusammenarbeit von Expert*innen und Amateur*innen werden in wissenschaftlichen Veröffentlichungen alle Teilnehmer*innen miteinbezogen, die zur Identifizierung neuer Impaktkrater beigetragen haben.
 
 
Die Plattform: http://www.vigie-cratere.org
 
Social Media:
Facebook: www.facebook.com/vigiecratere
Instagram: @vigie_cratere

Die Teilnehmer*innen von Vigie-Cratère haben bereits mehr als 3.600 potenzielle Strukturen auf der Plattform vigie-cratere.org entdeckt.

(Bildnachweis: Vigie-Ciel)
Nichts ist wichtiger als die Geländearbeit, um einen Impaktkrater zu bestätigen. Hier wird der Monturaqui-Krater in Chile mit einem Durchmesser von 455 Metern von einer Drohne überflogen, um seine Morphologie im Detail zu dokumentieren und zu untersuchen.

(Bildnachweis: Vigie-Ciel)
Das schattierte Relief (links) hebt den Meteor-Krater in Arizona hervor (1,2 km Durchmesser). Rechts derselbe Krater auf einem Satellitenbild.

(Bildnachweis: Vigie-Ciel / USGS National Map Data Download and Visualization Services)
  
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