Naturhistorisches Museum Wien und Volkskundemuseum Wien sind Teil des EU-weiten Projekts „Ausgedient – Die Geschichte der modernen Wegwerfgesellschaft“

16. Februar 2023
Das Naturhistorische Museum Wien (NHM) und das Volkskundemuseum Wien beteiligen sich an dem vom Haus der Europäischen Geschichte (HEH) initiierten und organisierten Kooperationsprojekt zu dem breit gefassten Thema Müll, Wegwerfen, Wiederverwenden und Vermeiden. Müll ist der vielleicht sichtbarste und greifbarste Aspekt der drohenden Umweltkrise. Mit dem Projekt soll die unbekannte Geschichte des Mülls in Europa sichtbar gemacht und damit sozialer Wandel erzählt werden.
Gemeinsam mit Kolleg*innen aus sieben weiteren Europäischen Museen wurde das Konzept für eine mehrsprachige und interaktive Online Plattform erarbeitet und vom Brüsseler Team umgesetzt. Die digitale Plattform ist ab 18. Februar abrufbar unter http://www.throwaway-history.eu/. Sie bietet Objekt-Biografien zu über siebzig digitalisierten Objekten aus den Sammlungen der teilnehmenden Museen, audiovisuelle Geschichten aus der gesamten EU zum Thema Abfall sowie Blogposts, Fotoreportagen, live übertragene Veranstaltungen und Podcasts zu vielen verschiedenen Aktivitäten und Ereignissen, die während der Dauer des Projekts zu diesem Thema stattfinden. Beide Wiener Museen sind mit Objekten und Filmmaterial auf der Plattform vertreten.
 
Darüber hinaus haben sich die beiden Wiener Museen inhaltlich und mit Leihgaben an der Ausstellung „Ausgedient“ beteiligt. Die Schau zur Geschichte der modernen Wegwerfgesellschaft wird von 18. Februar 2023 bis 15. Januar 2024 im Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel zu sehen sein. Sie thematisiert den Mangel der Kriegszeiten, die anschwellende Müllflut der Konsumgesellschaft der Nachkriegszeit und schließlich die kaum noch beherrschbare Müllkrise von heute. Die Ausstellung gibt einen Eindruck davon, wie tiefgreifend sich in den vergangenen Jahren unser Umgang mit Müll und unser Verständnis bzw. Unverständnis von Müll geändert hat. Durch die Betrachtung der Vergangenheit gewinnen die gegenwärtige Kritik und die lautstarken Forderungen nach Veränderungen an Relevanz und Bedeutung.
 
Aus dem Naturhistorische Museum Wien sind Leihgaben aus dem bronzezeitlichen Depot von Wöllersdorf (1000-800 v. Chr.) zu sehen sowie Filmmaterial aus der Sonderausstellung „Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird“, die sich vom 8. Dezember 2020 bis 5. September 2021 im NHM Wien dem Thema in ähnlicher Weise angenähert hat.
Am Beispiel der fragmentierten Bronzeobjekte aus dem NHM, die vermutlich wieder eingeschmolzen werden sollten, um daraus neue Gegenstände zu schaffen, zeigt die Schau, dass Recycling und die Wiederverwendung von Materialien nahezu während der gesamten Menschheitsgeschichte übliche Praxis ist.
 
Das Volkskundemuseum Wien ist mit sieben Objektbiographien und drei audiovisuellen Geschichten, umgesetzt von dem Wiener Filmemacher Mike Kren, an der Online Plattform sowie mit einer Leihgabe an der Ausstellung in Brüssel vertreten. Die Objekte, die im Zeitraum zwischen 1896 und 2022 in die Sammlungen eingegangen sind, zeigen vergangene wie aktuelle Sammlungs- und Themenschwerpunkte: Von den historischen Dimensionen rund um Sammlungen, Sammler*innen und volkskundlichem Kanon, bis hin zu aktuellen Themen wie Migration und Flucht oder europäische Terrorerfahrungen. Zwei Objekte widmen sich allgemeinen musealen Themen, die rund um die Frage „Müll oder Museum“ kreisen. Aus den Beständen des Volkskundemuseums kommen „Knochentiere“ aus Schlachtabfällen, einen von Rastelbindern reparierter Teller, eine stark abgenutzte und mehrfach geflickte Lederhose eines Ziegenhirten, ein Kunstwerk, das aus Überresten von Erinnerungsdingen der Terrornacht 2020 gefertigt wurde, Treibgut, das 2017 im Rahmen der großen Fluchtbewegungen an der griechischen Küste gesammelt und ins Museum gebracht wurde, ein bestickter Rockbesatz, der Spuren von Schädlingsbefall zeigt, und nicht zuletzt jene über 5.300 Keramik- und Tonscherben sowie Fragmente, die zwischen 1948 und 1955 ans Museum kamen, inventarisiert wurden, in fast einhundert Schachteln im Depot aufbewahrt werden und auf ihre museale Nutzung warten.
 
Naturhistorisches Museum Wien: www.nhm-wien.ac.at
Volkskundemuseum Wien: www.volkskundemuseum.at
 
Online Plattform „Ausgedient“: http://www.throwaway-history.eu/
Plattformgestaltung: Digiocracy
Sprachen: Französisch, Englisch und Deutsch sowie maschinelle Übersetzung in alle anderen Amtssprachen der EU.
 
Beteiligte Museen:
Naturhistorisches Museum Wien (Österreich)
Volkskundemuseum Wien (Österreich)
Eesti Rahva Muuseum in Tartu (Estland)
Fondazione Museo Ettore Guatelli in Ozzano Taro (Italien)
Museum Europäischer Kulturen, Staatliche Museen zu Berlin (Deutschland)
Musée de la Vie wallonne in der Provinz Lüttich (Belgien)
Muzej novejše zgodovine Celje (Slowenien)
Moesgaard Museum (Dänemark)
Muzeul Naţional al Ţăranului Român in Bukarest (Rumänien)
Państwowe Muzeum Etnograficzne w Warszawie in Warschau (Polen) 
 
 
Rückfragehinweis:
 
Naturhistorisches Museum Wien
Mag. Irina Kubadinow
Leitung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin
Tel.: + 43 (1) 521 77 - 410
irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at
 
Mag. Magdalena Reuss
Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Pressereferentin
Tel.: + 43 (1) 521 77 - 626
magdalena.reuss@nhm-wien.ac.at
 
Volkskundemuseum Wien
Gesine Stern, MA
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +43 (1) 406 89 05 - 51
gesine.stern@volkskundemuseum.at
Bronzezeitliches Depot von Wöllersdorf
© NHM Wien
  
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