Das große Fressen… ist vorbei?

VielfaltLeben V

seit 01. Dezember 2022
Ein neuer Ausstellungsbereich zum Projekt „Fette Beute? Sicherung von Nahrungsressourcen und Lebensräumen für gefährdete Vogelarten" des NHM Wien in Kooperation mit BirdLife Österreich.
Viele Medien berichteten vor wenigen Jahren von der bekannt gewordenen „Krefelder Studie“, die in Deutschland einen durchschnittlichen Rückgang der Biomasse von Insekten um erschreckende 76 % innerhalb von nur 27 Jahren feststellte. Eine Katastrophe sowohl für Tiere und Pflanzen als auch für den Menschen, der - mehr als viele es ahnen - auf Insekten als Bestäuber angewiesen ist. Zahlreiche Studien legen mittlerweile ein eindrucksvolles Zeugnis davon ab.

Da für Österreich Ähnliches zu befürchten ist, wurden das Naturhistorische Museum Wien und BirdLife Österreich aktiv, um im Rahmen des Kooperationsprojektes „VielfaltLeben V“ diesem dramatischen Insektenschwund auf lokaler Ebene entgegenzutreten und damit auch die Nahrungsgrundlage für seltene insektenfressende Vogelarten zu verbessern. Denn die Natur ist das größte aller Netzwerke: Dreht man an einer Stellschraube, hat dies vielerlei Auswirkungen auch an anderen Positionen im System: Mehr Insekten etwa bedeuten mehr Nahrung für Insektenfresser und können bei geeignetem Lebensraum zur Erholung der Bestände seltener Vogelarten führen.

Daher erfolgten an fünf ausgewählten Standorten in den Bundesländern Tirol, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und Kärnten in enger Abstimmung mit Grundbesitzer*innen und Naturschutzorganen Pflegemaßnahmen, um wertvolle Flächen insektenfreundlich offenzuhalten und von Busch- und Baumwerk zu befreien. Dies geschah teilweise unter großem logistischem Aufwand wie etwa dem ungewöhnlichen Einsatz eines Helikopters, damit die Pflegemaßnahmen möglichst naturschonend durchgeführt werden konnten. Eine begleitende Insektenerhebung auf den Projektflächen gab zudem einen Überblick über die Artenvielfalt und Individuendichten an Heuschrecken, die von den Pflegemaßnahmen profitieren und aufgrund ihres künftig stärkeren Auftretens die Nahrungsgrundlage für Braunkehlen, Großen Brachvogel & Co. deutlich verbessern werden.

Spezielle Vitrinen und Tafeln in den Vogelschausälen 29, 30 und 32 des NHM Wien beleuchtet nun in Wort, Bild und Ton leicht verständlich die Hintergründe des Insektensterbens und seine Auswirkungen auf die Vogelwelt. Sie stellt das Projekt und die durchgeführten Maßnahmen vor, wie sich durch diese die Landschaften verändert haben und welche faszinierenden Tier- und Pflanzenarten dadurch gefördert werden. Naturgetreue Dioramen vermitteln den Besucher*innen die spannenden Wechselwirkungen zwischen den Vögeln, ihrer speziellen Insektenbeute und den Schauplätzen des Überlebenskampfes – von der Luft über das Wasser bis hin zu Streuobstwiesen und Wäldern. Auch außergewöhnliche Jagdstrategien kommen nicht zu kurz. Für das junge Publikum wird die Schausammlung als überdimensioniertes „Wimmelbild“ genutzt und verlangt Konzentration beim Entdecken der in den Dioramen dargestellten Vogelarten. Anhand von Speisekarten für Braunkehlchen, Mauersegler, Wasseramsel und viele andere Vogelarten werden schließlich deren Lebensräume und das leider zunehmend magere Insektenmenü visualisiert. „Menü leider aus“ steht am Ende, doch das soll durch Projekte wie ViefaltLeben V verhindert werden.


Das Projekt wird im Rahmen der Biodiversitäts-Initiative VielfaltLeben des Klimaministeriums (BMK) und mit finanzieller Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums (BML) und der Europäischen Union durchgeführt. VielfaltLeben hat sich den Erhalt der Vielfalt in Österreich zur Aufgabe gemacht.

  
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