Er sorgte für entscheidende Reformen, unter seiner Leitung wurde das Naturalienkabinet zu einer der wichtigsten Forschungsstätten
Europas. Wissenschaftler von Weltruf betreuten die Sammlungen der Wirbellosen. Der Arzt und Zoologe Johann Gottfried Bremser
(1767-1827), dessen Spezialgebiet die parasitischen Würmer (Eingeweidewürmer, Helminthen) waren, legte die größte und bedeutendste
Helminthensammlung der Welt an, ein Anziehungspunkt für Spezialisten im In- und Ausland. Nahezu 60.000 Sektionen führte er
mit den Brüdern Johann und Joseph Natterer, Präparatoren am Naturalienkabinet, durch.
Der Forstentomologe Vincenz Kollar (1797-1860) bearbeitete neben der österreichischen Spinnenfauna auch an Fischen parasitierende
Kleinkrebse (Copepoden). Paul Partsch (1791-1856) "erster Geologe Wiens" übernahm die Neuaufstellung der Conchyliensammlung.
Karl Moritz Diesing (1800-1867), Nachfolger Bremsers, schuf mit seinem Werk "Systema Helminthum" ein bis heute grundlegendes
Werk der Helminthensystematik.
Die systematische Erweiterung und Bereicherung der Sammlungen war ein großes Anliegen Schreibers'. Durch Kauf, Tausch oder
als Geschenk gelangten zahlreiche Sammlungen und Einzelstücke in das Naturalienkabinett - u.a. 1806 Objekte von der Weltreise
James Cook's, die bei der Versteigerung der Sammlung von J. Parkinson in London gekauft wurden, 1816 eine große Lieferung
Wirtbelloser vom Museum Paris, drei Jahre später die berühmte Sammlung französischer Land- und Süßwasserconchylien von Draparnaud.
Anlässlich der Vermählung von Leopoldina - der Tochter Kaiser Franz' - mit dem Kronprinzen Dom Pedro de Alcantara von Brasilien
1817, wurden österreichische Naturforscher in wissenschaftlicher Mission nach Brasilien gesandt. Einer von ihnen war Johann
Natterer, der 18 Jahre in Brasilien blieb, in 10 Reisen, unwegsames, bis dahin unbekannt gebliebenes Gebiet von Rio de Janeiro
bis zum Mato Grosso, bis nach British Guyana durchforschte, sammelte und unzählige Objekte nach Wien schickte. Von besonders
hohem wissenschaftlichen Wert sind die parasitischen Würmer, von Natterer selbst präpariert.
Unzählige Forscher, Sammler, Entdecker und Reisende vermehrten unsere Sammlungen gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts,
nur einige können hier genannt werden: Fillippo Agnello, Ferdinand Bauer, Wenzel Boyer, Carl Giesecke, Franz Xaver Grohmann,
Christian Friedrich Ecklon, Cajetan Felder, Carl Alexander Freiherr von Hügel, Emanuel Ritter v. Friedrichsthal, Virgil Helmreichen
v. Brunnfeld, Theodor Kotschy, Henrik Nikolaj Kroyer, Alois Freiherr von Lederer, Johann Lhotsky, Johann Christian Mikan,
Ludwig Pareyss, Ida Pfeiffer, Eduard Friedrich Poeppig, Johann Emanuel Pohl, Polydore Roux, Karl Ritter, Ludwig Freiherr von
Welden.
Im Laufe des Jahres 1839 konnte die Aufstellung der zoologischen Sammlungen beendet werden. Am Josefsplatz, am linken Flügel
der Hofbibliothek war für Schausäle und Präparationsräume ein Zubau mit vier Geschossen errichtet worden. Die Sammlung der
Wirbellosen - seit 1806 genauest akquiriert - war eine der besten unter allen europäischen Museen. Die einzelnen Schaustücke
waren mit dem Gattungs-, Art- und Autornamen gekennzeichnet und systematisch geordnet. Die Wirbellosen waren in Articulata
und Inarticulata geteilt.
Articulata: Crustacea, Arachnidea, Insecta, Annelida und Entozoa. Zu letzteren zählten alle bekannten Eingeweidewürmer, eine
künstliche Gruppe.
Inarticulata: Mollusca, Cirripedia, Radiata (Echinodermen, Cnidaria, Spongier), Acalephen (Seequallen), Zoophyten.
Im Zuge der revolutionären Wirren 1848 geriet durch Beschuß das Dach der Hofbibliothek in Brand. Teile der Sammlungen, das
Depot und Schreibers Dienstwohnung wurden vernichtet. Vor allem für die Insekten- und Wirbeltiersammlungen waren die Verluste
unermeßlich.